In einem anderen Blogartikel habe ich bereits über Empathie geschrieben, über die Fähigkeit wahrzunehmen, was in einem anderen Menschen vorgeht - mitzufühlen was der Andere fühlt. Nun leben wir, hier auf dem Planteten Erde, in der Dualität - der Polarität und so liegt es auf der Hand, dass es auch zur Empathie einen "Gegenpol" geben muss? Nur, wie äussert sich dieser? Und wie wird er genannt?
Der Fachausdruck lautet "Alexithymie". Alexithymie ist eine Störung, bei der die Betroffenen Schwierigkeiten haben oder sogar gänzlich unfähig sind, Gefühle zu erkennen oder sich in andere hineinzuversetzen. Man könnte auch sagen, Menschen die an dieser Persönlichkeitsstörung leiden sind sozusagen ...
Ein weiteres Merkmal dieser Störung ist, dass sich die Betroffenen ihres Defizits kaum oder gar nicht bewusst sind, die Gefühlsblindheit allerdings im zwischenmenschlichen Miteinander, mit engen Familienangehörigen und im Alltag mit dem Lebenspartner ein Problem darstellt. Meinen Recherchen zufolge leiden wohl mehr als 10 Millionen Menschen (in Deutschland) an dieser Störung. Das ist mal eine Hausnummer, dachte ich zunächst aber wenn man sich die Geschehnisse auf der Welt betrachtet, wundert mich der hohe Prozentsatz (10%) eigentlich nicht wirklich. Vielleicht bist auch Du, ohne es zu wissen, mit einem Menschen in Kontakt gewesen oder bist es noch immer, der an Alexithymie leidet. Möglicherweise ist Dir dann das Gefühlt der Verzweiflung nicht fremd, wenn Du Deinem Gegenüber Situationen und die damit verbundenen Gefühle zwecklos zu erklären versuchtest - ohne das Ergebnis des Mitgefühls oder Verständnisses Deines Gegenübers. Während meiner Recherche suchte ich Antworten auf die folgenden Fragen ... und fand sehr interessante Informationen.
Bei meiner Suche bin ich auf 2 unterschiedliche Thesen gestossen.
Nach der Ersten geht man davon aus, dass Personen, die von dieser Störung betroffen sind, bereits in den prägenden Phasen ihrer (kindlichen) Entwicklung in einer herzlosen, ungerührten Umgebung aufgewachsen sind, in der sie von innen herauskomme Gefühlsäußerungen schlichtweg nicht kennengelernt haben.
Die zweite These besagt, dass die Betroffenen ein traumatisches Erlebnis hatten und die Reaktion auf das Trauma die radikale Abschottung der Gefühle zur Folge hatte. Verdrängung !!! Traumatisierte Menschen reagieren dann mit diesem psychischen Schutzmechanismus, da sie häufig nicht mehr in der Lage sind, das Erlebte zu verarbeiten.
Folglich könnte auch dies der Ausgangspunkt für die Gefühlserkaltung sein.
In diesem Zusammenhang bin ich auch über Behauptungen gestossen, die aussagen, dass Hochsensibilität auch durch eine Traumatisierung entstanden oder begünstigt wurde. Dieser Gedanke macht für mich persönlich sehr viel Sinn und ist ein weiterer Ausdruck und Beweis für die Gegensatzlehre.
So spielen also traumatische Einflüsse, genetische oder Umweltfaktoren (auch hier) eine wesentliche Rolle bei der seelischen Entwicklung - wie wir letztlich auf verschiedene Lebensereignisse reagieren ist sehr individuell.
Menschen, die an dieser Störung leider, haben zwar Emotionen wie Freude und Angst, können diese jedoch schwer erkennen. Sie halten begleitende physische Anzeichen wie hoher Pulsschlag, Blutdruck, Durchfall oder Zittern für rein körperlich, sprich, sie sind nicht in der Lage einen Zusammenhang zwischen einem Gefühl und den körperlichen Beschwerden zu sehen.
Betroffene Personen begeben sich wegen den genannten Musständen oft in ärztliche Behandlungen, in denen der behandelnde Arzt natürlich auf der körperlichen Seite keine organischen Gründe für das Leiden finden kann.
Manche Gefühlsblinde haben aber auch gelernt eine Fassade aufzubauen und haben sich und ihr Verhalten bewusst an ihre Aussenwelt angepasst. Diese Fassade dient zur Täuschung.
Menschen, die unter Alexithymie leiden haben keinen Zugang zu ihrer Gefühlswelt und haben es aus diesem Grund im zwischenmenschlichen Bereich schwer, sie können die Erwartungen und Wünsche ihrer Umwelt (an Gefühlsäußerungen und Offenheit) gar nicht erfüllen.
Im partnerschaftlichen Bereich ist es besonders schwierig mit betroffenen Personen umzugehen. Alexithymiker besitzen zwar eine analysierende Logik es fehlt ihnen jedoch weitgehend an der Bereitschaft und vor allem Fähigkeit zur Zärtlichkeit und Romantik. Sie sind oft unnahbar und unfähig, emotionale Wärme auszustrahlen. Sie können (emotional) nicht nachvollziehen, dass eine liebevolle Umarmung oft wichtiger und effektiver sein kann, als eine lange Diskussion.
Ja, wie geht man nun mit Menschen um, die aufgrund einer Persönlichkeitsstörung gefühlskalt sind? Besonders schwierig wird es, wenn gefühlsbetonte Menschen auf rationale, gefühlskalte Menschen treffen und wenn gerade die, ein Elternteil, Geschwister oder ein Lebenspartner sind. Der erste Schritt ist sicherlich das bewusste Auseinandersetzen mit der Persönlichkeitsstörung - der Betroffene sollte sich in Behandlung begeben. Angehörige sollten sich ebenfalls mit dem Krankheitsbild vertraut machen, da auf diese Weise das Verständnis für den Betroffenen wächst. Oft nehmen Angehörige die Reaktion der Alexithymiker sehr persönlich und sind traurig über die Kälte, die ihnen entgegen gebracht wird. Sie können jedoch lernen zu begreifen, dass die Gefühlskälte ein Teil einer Persönlichkeit ist und keine Reaktion auf die eigene Person oder die eigenen Handlungen. Somit können belastende Missverständnisse zwischen Betroffenen und Nicht-Betroffenen minimiert werden. Nichtbetroffene sollten verstehen lernen, dass Betroffene emotional blind sind und sie durch ihre Gefühllosigkeit niemanden bewusst ärgern möchten.
Das Erfreuliche ist - JA - dies ist tatsächlich möglich. Die Schwere der Störung, die Einstellung und Offenheit des Betroffenen spielt hier jedoch eine wesentliche Rolle. Die Betroffenen müssen sich auf ein anderes, oft komplett neues Verständnismodell ihrer Probleme einlassen, ihnen werden Möglichkeiten gezeigt wie sie ihre Schutzhaltung lockern bzw. ganz loszulassen. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass es kein Kinderspiel ist, eine Schutzhaltung, die einem jahrelang gedient hat und die aufgrund eines Traumas entstanden ist, einfach so abzulegen. Es ist wichtig dem Betroffenen Geduld und Verständnis entgegenzubringen. Behaltet als Angehörige auch im Hinterkopf, dass Alexithymiker über einen sogenannten nach außen gerichteten Denkstil verfügen - sie sind also auf Fakten bezogen und lehnen alles was nicht rational ist, wie zum Beispiel Phantasie, ab.